Die großen Fugenzyklen für Klavier
Die Lust an der Polyphonie, an der disziplinierten Stimmensetzung, hat seit jeher die mitteleuropäischen Komponisten fasziniert. Vielleicht liegt der Reiz dabei gerade in der Beschränkung, die den Tonsetzern durch ein umfangreiches Regelwerk auferlegt wurde. Sich zu lösen aus den Fesseln eines Systems, ja gerade sich die Fesseln zum Freund zu machen und zu musikalischen Höhenflügen anzusetzen, war und ist nur den großen Schöpfern vergönnt.
Die Reihe mit dem Titel „Die Lust der Fuge“ würdigt die großen, in sich geschlossenen Klavierfugenzyklen, die das Spiel in allen Tonarten zum Thema haben und die lustvoll und spielerisch mit polyphonen Regelwerken umgehen. An erster Stelle steht hier Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“. Die Präludien und Fugen sind Zeugnis eines souveränen Geistes, der imstande war, in festgelegten Strukturen ein Spiegelbild einer höheren Ordnung zu sehen und gleichzeitig zutiefst menschliche und allgemeingültige Aussagen zu formulieren.
Dimitri Schostakowitsch und Paul Hindemith haben aufbauend auf Bachs Werk später in der Mitte des letzten Jahrhunderts ihre ganz persönlichen und faszinierenden weiterentwickelten Lösungen gefunden. Bei Schostakowitsch sind die 24 Präludien und Fugen zu einem intimen Zeugnis seine Kompositionskunst geworden, sie sind auf das Wesentliche reduziert und zeigen die höchste Konzentration des polyphonen Stils. Vom vertrauten Terrain bricht er auf, reizt die Klangvielfalt förmlich aus und offenbart ein Meisterwerk voll spitzbübischem Humor, leidenschaftlicher Dramatik und meditativer Innigkeit. Der unmittelbare musikalische Ausdruck und die lustvolle Spielfreude sprechen wiederum aus Hindemiths „Ludus tonalis“, einem Werk in satztechnischer Vollendung. Eine große Wärme spricht aus diesem Stück, Hindemith jongliert mit den Tönen und schafft dabei ein filigranes, manchmal fast zärtlich intimes Klangbild.
Programm
Erstes Konzert
- Johann Sebastian Bach: Das wohltemperierte Klavier I
Zweites Konzert
- Johann Sebastian Bach: Das wohltemperierte Klavier II
Drittes Konzert
- Dmitri Schostakowitsch: 24 Präludien und Fugen op.87
Viertes Konzert
- Paul Hindemith: Ludus tonalis
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